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Bircksstraße
Kempener Seidenweberei mit internationalem Kundenstamm
Im 19. Jahrhundert - so beschreibt es Friedhelm Weinforth in Band 1 seiner Kempener Stadtgeschichte - "bestimmte die Textilindustrie das wirtschaftliche Erscheinungsbild Kempens". Er erläutert weiter, dass durch die Einführung und Verbesserung des mechanischen Webstuhls die Ära der Hausweber endete. Auf Kempener Gebiet gab es um 1880 noch etwa 400 Weber. Bereits zwanzig Jahre später hatten viele von ihnen aufgeben müssen. Grund dafür war nicht nur die neue Technik, sondern die Ansiedlung zweier großer Textilbetriebe an der Hülser Straße. Einer von ihnen nahm bereits 1882 seinen Betrieb hier auf; er gehörte "Peter Bircks und Partnern".
Über diesen Peter Bircks berichtet eine von Paul Kruss 1963 erstellte Festschrift "100 Jahre Bircks" relativ wenig. Er muss jedenfalls noch im Jahre 1862 ein arbeitsloser Seidenweber gewesen sein. In Fischeln machte er die Bekanntschaft von Gerhard Lütten, der gerade dabei war, eine Pelzkappen- und Mützenfabrik aufzubauen. Doch es mangelte an Seide, denn aufgrund der Fleck-Krankheit, von der die französischen Seidenwürmer gerade befallen waren, blieben die erforderlichen Lieferungen aus. Ende August 1863 gründeten die beiden Männer daher ein Gemeinschaftsunternehmen zur Seidenherstellung, welches so gut florierte, dass knapp zwanzig Jahre später ein modernes Zweigwerk in Kempen errichtet werden konnte. Hier waren offensichtlich die allerersten Konstruktionen von Seidenwebstühlen verwendet worden.
Schon 7 Jahre später waren die Gebäude hier zu klein geworden und die Produktionsstätten mussten erweitert werden. Dieser Trend hielt an und bis zum Ersten Weltkrieg entwickelte sich die Belegschaftsgröße kontinuierlich nach oben. Innerhalb von dreißig Jahren hatte sie sich bereits verzehnfacht. Im Gegensatz zu dem ebenfalls aus Krefeld stammenden Konkurrenzunternehmen "Schiller, Crous & Co." kümmerte sich Bircks weniger um Modeartikel. Er setzte auf zeitlose Produkte; die Firma war dadurch weniger krisenanfällig. So hatte er sich darauf spezialisiert, Seidenstoffe für Kappenmacher und Kürschner herzustellen. Seine Lieferungen waren nicht nur in der näheren Umgebung gefragt, sondern fanden dankbare Kunden in Ländern wie Belgien, Holland, Frankreich, England, Ungarn und in der Schweiz.
Außerdem zählte die mechanische Seidenweberei Peter Bircks & Co. zu jenen Unternehmen, die aufgrund ihrer hohen Akkordlöhne und der vorbildlichen sozialen Leistungen über einen gut ausgebildeten Stamm von Personal verfügten. Die betriebliche Sozialpolitik galt für die damalige Zeit als besonders fortschrittlich, dazu gehörte u.a. die regelmäßige Überprüfung des Gesundheitszustandes und der Beitritt zu einer eigenen Betriebskrankenkasse.
Als Peter Bircks am 9. Juni 1895 starb, waren seine Söhne und die des Kompagnons bereits in der Firma tätig. Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Fabrik in Kempen durch Bomben teilweise zerstört. Erst 1962 konnte das Richtfest für einen Neubau gefeiert werden. Obwohl noch im Jahr darauf festlich das Hundertjährige Firmenjubiläum begangen wurde, musste das Unternehmen Jahre später aufgrund der schlechten Auftragslage der Textilindustrie die Fabriken in Krefeld und Kempen schließen. An den Seidenweber Peter Bircks erinnert nun vor allem noch diese Straße im Kempener Industriegebiet.
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