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Siegfriedstraße

Mond und Stern im Stadtwappen

Über mehrere Jahrhunderte wurde Kempen von den Kölner Erzbischöfen beherrscht. Die Stadt war der nordwestliche Außenposten, der das Bistum abgrenzte. Von der hohen Bedeutung zeugen noch heute die Kurfürstenstraße, aber auch die Namen jener drei Kirchenfürsten, die direkt genannt sind. Von diesen gilt Siegfrid von Westerburg als indirekter Begründer der Stadt, denn er war es, der Kempen am 3. November 1294 die entsprechenden Rechte verlieh. Ein Datum, an das während zahlreicher Veranstaltungen im Laufe des Jahres 1994 erinnert wurde, u.a. mit einer Ausstellung im Kramer-Museum, bei der es einige Monate hieß: "Von Siegfried von Westerburg zur napoleonischen Zeit".

Wer war dieser Siegfried, auf den im Jahre 1275 die Wahl gefallen war, die Nachfolge des verstorbenen Erzbischofs Engelbert II. anzutreten? Der adlige Theologe hatte bis dahin als Propst von Mainz gearbeitet. Dass er nun den Thron des Kurfürsten von Köln besteigen sollte, hatte seinen Konkurrenten und abgewiesenen Mitbewerber um dieses Amt, den Grafen Konrad von Berg, verärgert. Streitigkeiten für die Zukunft waren dadurch geradezu programmiert.

Doch zunächst bemühte sich der neue Erzbischof um Einvernehmen. Er wollte das schlechte Verhältnis zwischen der Kirche und der Kölner Bürgerschaft verbessern. So versprach er in einer Urkunde, alle herkömmlichen Rechte und guten Gewohnheiten der Stadt unverletzt zu lassen. Doch seine friedlichen Absichten hielten nicht lange an. Schon ein Jahr nach Amtsantritt begann er im Oktober 1276 seinen ersten Feldzug gegen Ottokar von Böhmen. Das zog heftige Kämpfe mit den alten Feinden des Erzstiftes, den Grafen von der Mark, Jülich, Arnsberg, Lippe und natürlich denen von Berg nach sich. Jahre später erhielt Siegfried im Erbfolgestreit um Limburg die Hilfe des Grafen von Geldern. Seine trotzige und selbständige Hauptstadt Köln dagegen unterstützte seinen Kontrahenten, den Grafen von Berg. Nach einem vergeblichen Vermittlungsversuch des Königs kam es zur blutigen Schlacht bei Worringen. Sie endete im Juni 1288 mit Siegfrieds Niederlage. Ein ganzes Jahr musste der unterlegene Kurfürst daraufhin als Gefangener des Grafen Adolf von Berg, eines Bruders des einst bei der Wahl zum Erzbischof unterlegenen Konrad, verbringen. In voller Kampfausrüstung war er auf das Schloss Wupper gebracht worden. Damit sollte demonstriert werden, dass er nicht als Kleriker, sondern als Soldat inhaftiert worden war.

1289 konnte er schließlich in sein Amt zurückkehren. Seitdem bemühte er sich vor allem um die Befestigung seines Territoriums, das von Andernach bis Rheinberg reichte. Es waren also keineswegs uneigennützige Motive, weswegen der Kölner Erzbischof Kempen reich mit Privilegien ausstattete, wollte er doch vor allem die Befestigungsanlagen " um ureigensten Interesse " weiter ausgebaut wissen. Die dafür nötigen Finanzen musste die Stadt selbst bereitstellen, konnte aber dafür auf zahlreiche Vergünstigungen ihres Landesherren rechnen. Ausführlich sind diese dargestellt im Kapitel "Mühlen und Märkte" - Band 1 der Kempener Stadtgeschichte von Friedhelm Weinforth.

Obwohl Siegfried auch einiger Reformeifer in kirchlichen Angelegenheiten nachgesagt wird, so schien doch sein Sinn für weltliche Dinge überwogen zu haben. Der kämpferische Erzbischof starb am 7. April 1327 in seiner Residenzstadt Bonn, fern von Köln, seiner Hauptstadt, die zeitweise für ihn sogar als "gefährliches Pflaster" gelten musste.

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